Die heute veröffentlichte Entscheidung des Bistums Hildesheim zum zukünftigen Umgang mit der Bischofsgruft im Hohen Dom zu Hildesheim, in der neben Bischof Heinrich Maria Janssen auch die Bischöfe Godehard Machens und Josef Homeyer nach ihrer Umbettung beigesetzt sind, ist für uns irritierend und in manchen Aussagen irreführend:
- Die Entscheidung von Bistumsleitung und Domkapitel, Bischof Janssen in der Gruft zu belassen, ist beschämend. Hier ruht nun ein „Täterbischof“, dessen (bisher bekannte) Opfer noch leben und von denen eines schon 2015 eine Umbettung forderte, weiterhin unter den Gläubigen, die sich im Dom versammeln. Eine wichtige Chance zur tätigen Reue und zum Symbol für ein „Wir haben verstanden“ wird hier vertan. Befriedung geht anders.
- In der Veröffentlichung bleibt unbenannt, dass die Berichte der fünf Betroffenen, die Janssen als Täter beschuldigen, als durch den Beraterstab plausibel und von der Bistumsleitung im Juni als glaubhaft anerkannt wurden. Dies hatte auch uns dazu veranlasst, erneut die Umbettung von Janssen als beschuldigten Bischof als „Täterbischof“ zu fordern – ähnliches hatte zuvor eine lokale Initiative gefordert.
- Hatten wir bislang „nur“ die Umbettung gefordert, so unterbreitete uns Generalvikar Martin Wilk selbst im Gespräch Ende Juli zwischen ihm, Domdechant und Weihbischof em. Heinz-Günter Bongartz und Vertreter:innen des Betroffenenrats Nord die Idee, die Gruft ganz zu räumen und alle dort beigesetzten Bischöfe auf den Annenfriedhof umzubetten. Hierfür wolle er sich starkmachen. Gestern war hiervon keine Rede mehr und „keine Räumung, keinerlei Umbettung, lediglich Schließung“ wurde verkündet.
- In den zurückliegenden zwei Gesprächen zwischen Herrn Wilk, Herrn Bongartz und uns (Ende Juli und gestern) wurde entgegen der heutigen Meldung des Bistums die Totenruhe der Bischöfe nicht mehr als Argument benannt. Dieses Argument wurde vielmehr vom Generalvikar selbst als „nicht mehr zu verwenden“ hingestellt.
Hintergrund ist der Umstand, dass alle drei Bischöfe vor gut zehn Jahren erst aus ihren damaligen Ruhestätten in die neugeschaffene Gruft umgebettet wurden, ohne die „Problematik Totenruhe“ mit einem einzigen Wort zu erwähnen. Dass dieses Argument schon einen Tag später in einer offiziellen Verlautbarung der Bistumsspitze wieder auftaucht und als gewichtig seitens des Bischofs benannt wird, irritiert uns. - Im gestrigen Gespräch wurde uns zudem versichert, dass die Gremien (genannt wurden u.a. der Priesterrat und der Diözesanpastoralrat) die Entscheidung des Bistums, wie sie jetzt veröffentlicht wurde, mit großer Zustimmung befürworten. Heute müssen wir lesen, dass dem Priesterrat in seiner letzten Sitzung eine andere Entscheidungsabsicht mitgeteilt und dort ohne Gegenrede akzeptiert wurde – nämlich die Absicht, die komplette Gruft nach noch ausstehender Information der betreffenden Angehörigen zu räumen. Eine noch konkretere Zusage als sie uns im Juli gemacht wurde. Ein Stimmungsbild zur letztendlich getroffenen Entscheidung wurde dort also gar nicht eingeholt.
Wir stellen fest: Die Perspektive von Betroffenen wurde zwar gehört, aber wieder einmal nicht bei der Entscheidungsfindung berücksichtigt. Bistumsseits wurden Gremien (namentlich der Priesterrat und der Betroffenenrat) andere Entscheidungsabsichten mitgeteilt als letztendlich umgesetzt werden – wer dort „hinter den Kulissen“ die maßgeblichen Weichen gestellt hat, bleibt intransparent. Die Gremien waren es nicht.
Das Empfinden von Angehörigen, die Totenruhe, die bei der Umbettung der sterblichen Überreste von Janssen, Homeyer und Machens in die jetzige Bischofsgruft augenscheinlich als unproblematisch angesehen wurde, und die Vorstellung einer „Verurteilung“ der Toten durch eine Umbettung, wiegen für das Bistum schwerer. Dass Lebende gerne pauschal durch die Kirche verurteilt werden (Scheidung, Schwangerschaftskonflikte etc.), steht auf einem ganz anderen Blatt.
Wohl ist anzuerkennen, dass das Bistum mit der Tradition bricht, die zukünftigen Bischöfe nicht mehr in der Gruft beizusetzen. Vielleicht hat sich Bischof Wilmer Gedanken gemacht, wie es sich so liegt in der Totenruhe zwischen Beschuldigten und mutmaßlichen Vertuschern. Nur ein letzter Gedanke ist aus Betroffenensicht etwas tröstlich: Wie uns im Gespräch mit Generalvikar Wilk und Weihbischof em. Bongartz glaubhaft versichert wurde, soll die Gruft durch ein schmiedeeisernes Gitter, das für ausreichende Belüftung der Gruft sorgt, verschlossen und nur für Angehörige nach vorheriger Anmeldung geöffnet werden.
Damit ist klar:
Endlich kommt Bischof Janssen und die mutmaßlichen Vertuscher Machens und Homeyer für
immer „HINTER GITTER“.