Bericht zur Veranstaltung am 24. November im Café Ka.punkt

Aktuelles veröffentlicht am 2. Dezember 2025

Rund um den europaweiten Gedenktag zum Schutz von Kindern vor sexueller Ausbeutung und sexuellem Missbrauch veranstaltete die Katholische Akademie Hannover am 24. November eine Podiumsdiskussion zur Dritten Hildesheimer Studie im Café Ka.punkt.
Die Teilnehmer der Podiumsdiskussion am 24.11.25 stehen zusammen und lächeln in die Kamera

Auf dem Podium sprachen Milena Bücken (ISA Münster), Martin Richter (Bistum Hildesheim), Franz-Josef Christoph (Betroffeneninitiative), Norbert Thewes (Betroffenenrat Nord). Moderiert wurde die Veranstaltung von  Maren Trümper (Bistum Hildesheim).

Gedenken
Zu Beginn wurde in einer Schweigeminute an  Raphael Ohlms gedacht. Er war Gründungsmitglied und dreieinhalb Jahre im Sprechere:innenteam  des Betroffenenrats Nord. Sein Einsatz und seine unermüdliche Arbeit für die Aufarbeitung in den drei Bistümern der Metropolie wurden in einem vorgetragenen Nachruf gewürdigt. Zugleich wurde – auch mit Blick auf die Studie – die Frage gestellt: Wie wird auch zukünftig derjenigen gedacht, deren vielleicht einzige Lebensleistung darin besteht 7nd bestand, Tag für Tag weiterzuleben, trotz des Leids, das ihnen als Kinder oder Jugendliche zugefügt wurde.

Vorstellung der Studie
Milena Bücken stellte das Studiendesign und das Vorgehen des Forschungsteams vor. Die Studie H3 - Hildesheim- Hinschauen- Handeln - zeichnet sich durch eine hohe Beteiligung Betroffener aus: Workshops zur Entwicklung des Designs im Angang zur Studienauschreibung, eine Begleitgruppe die regelmäßig den Verlauf der Studie beratend begleitet, sowie eine Beteiligungsgruppe von rund 15 Betroffenen und Co-Betroffenen, die regelmäßig inhaltliche Impulse geben.

Fragestellungen und Aufgaben der Studie u.a.:
- Was ist passiert (Rekonstruktion von Taten, Tätern, Orten, Kontexten).
- Was ermöglicht und was verhindert? (Rekonstruktion und Einordnung von Strukturen, Kulturen und von (Versagen von) Verantwortung von Kirche und Gesellschaft)
- Wie damit leben?  Rekonstruktion subjektiver Bewältigung ((Co-) Betroffene; Gemeinden und Einrichtungen; Täter:innen und Mitwissende)

An der Online-Umfrage des Kirchenvolks nahmen rund 700 Personen teil – eine überdurchschnittliche Beteiligung. Die Auswertung läuft; erste Interviews mit Betroffenen werden bereits geführt. Zudem wird es eine gezielte Befragung von Priestern und Diakonen geben, deren Kontaktdaten das Bistum zur Verfügung stellt.

Diskussion
In der Podiumsdiskussion ging es um Schwerpunktsetzungen, Tiefenbohrungen und die Erwartung, dass diese – möglicherweise letzte große – Studie im Bistum repräsentative und praxisrelevante Ergebnisse liefert. Da die Themenvielfalt groß ist, muss das Forschungsteam notwendige Auswahlentscheidungen treffen.

Eine zentrale Frage betraf die Sicherheit für Mitwissende, etwa damit Priester oder Mitarbeitende ihr Wissen ohne dienstliche Konsequenzen im Rahmen der Studie weiterzugeben können. Bistumsvertreter Martin Richter versicherte, dass hier keine Sanktionen zu befürchten seien.

Offen blieb am Ende, welche konkreten Handlungsperspektiven die Studie für die zukünftige Aufarbeitung im Bistum eröffnen wird. Es wird sich zudem zeigen müssen, wie es den Wissenschaftlern gelingt, weiteren Zugang zu Betroffenen, Co-Betroffenen und Wissenden aus dem Dunkelfeld zu erhalten.

Die Vertreter der Betroffenen riefen das Bistum dazu auf, über Konsequentes Handeln aus den vorübergehenden und dieser neuen Studie im Gespräch zu bleiben und den Austausch fortzuführen.

Ausblick
Die Katholische Akademie Hannover kündigte an, wie auch im Vorfahr schon jährlich rund um den 18. November eine Gedenkveranstaltung auszurichten, zu der Betroffene sowie Vertreterinnen und Vertreter des Bistums und Interessierte eingeladen werden sollen.

Eine Beachflag mit dem Logo des Betroffenenrats Nord steht hinter einem Foto des verstorbenen Mitglieds Raphael Ohlms

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