In einer ersten Präsenzsitzung berieten die neun Mitglieder vorrangige Themen und Ziele. Neben Dauerbrennern, wie der Kritik am intransparenten Verfahren der Deutschen Bischofskonferenz zur „Anerkennung des Leids“, gab es bereits bei diesem Treffen ein starkes Unverständnis über die fehlenden Schulungen der unabhängigen Ansprechpersonen für Betroffene in den Bistümern. Ebenfalls scharf kritisiert wurde die kaum verbindlich geregelte Betroffenenbeteiligung bei Besetzungen von Gremien der Aufarbeitung, wie z. B. dem Bischöflichen Beraterstab.
In der zweiten Amtszeit besteht der Betroffenenrat Nord aus vier Frauen und fünf Männern, verteilt auf die drei Bistümer der Metropolie. Ilona Düing, Sprecherin der ersten Amtszeit: „Ich bin sehr froh, dass ich nun nicht mehr alleinige Vertreterin des Betroffenenrats im Bistum Osnabrück bin, sondern mit Max Ciolek kompetente und erfahrene Hilfe an meiner Seite habe!“
Überhaupt wird sich der Betroffenenrat in Zukunft regionaler aufstellen: Viele Aufgaben lassen sich in den einzelnen Bistümern einfacher erfüllen. Tim Brodkorb, Neumitglied aus Hamburg, freut sich auf diverse Herausforderungen: „Es gibt im Erzbistum noch viel Luft nach oben beim Thema Erinnerungs- und Vergegenwärtigungskultur. Ich werde mich mit meinen zwei Ratsvertreterinnen und dem gesamten Rat dafür einsetzen, dass dies besser wird!“
Sofia Manti kritisiert mit Blick auf alle drei Bistümer, „dass es viel zu wenig Hilfsangebote für Angehörige und Co-Betroffene gibt.“

Neben einer Auflistung weiterer wichtiger Ziele wie z. B. der fehlenden Information betroffener Gemeinden zu Tätern in ihrer jeweiligen Historie oder der nicht vorhandenen Disziplinarordnung für Kleriker wurden drei Mitglieder gewählt, die den Betroffenenrat in der Unabhängigen Aufarbeitungskommission Nord vertreten werden: Ilona Düing, Andreas Peters, Nicole Sacha.
Fazit am Ende dreier prallgefüllter Arbeitstage: Auf neun hochmotivierte Betroffenenvertreter:innen wartet eine Menge Arbeit!
[Der Betroffenenrat Nord setzt sich aus primär und sekundär Betroffenen sexualisierter Gewalt im Kontext der katholischen Kirche zusammen, die sich gemeinsam als Expert:innengremium von und für Betroffene verstehen, u.a. für Aufarbeitung, Intervention und Prävention. Er wurde 2022 gebildet.]
